Saulburg und seine Geschichte

Von Kreisheimatpfleger Michael Wellenhofer
michael_wellenhofer@hotmail.com
 
II. Teil

Die Westendorfer (1482 - 1555)
Hofmarksherren in Saulburg

    Hans Westendorfer ließ im Jahre 1484 das bewohnte Obergeschoß des Schlosses mit Wandmalereien ausschmücken, von denen Schlicht detailliert berichtet (S. 37). Heute sind nur mehr spärliche Überreste erhalten. Hans Westendorfer wurde in Pondorf begraben, wie sein Grabstein von 1501 bezeugt.
    1494: Beilegung von Differenzen zwischen Herzog Albrecht IV. und dem Regensburger Bischof Rupert II. wegen Saulburg.
    1508 - 1520: Heinrich, Christoph und Ludwig, die Westendorfer zu Saulburg
    Bernhard Westendorfer und Barbara
 

Die Ettlinger (1555 - 1638)
Hofmarksherren in Saulburg

    1555 - 1589: Jörg Ettlinger heiratete Barbara, die Witwe des Bernhard Westendorfer. Die Hofmark Saulburg kam somit an die Ettlinger. Nach dem frühen Tod seiner Gemahlin Barbara ehelichte Jörg Ettlinger im Jahre 1566 Sibilla Kastner, die Witwe des Gabriel Kastner, Hofmarksherr von Hainsbach und Haindling (Mit Gabriel Kastner war das Geschlecht der Kastner zu Hainsbach erloschen. Bekannt ist das Epitaph des Gabriel Kastner in der Haindlinger Wallfahrtskirche). Durch die Heirat mit Sibilla Kastner wurde Jörg Ettlinger für kurze Zeit als Pfandinhaber der Hofmarken Hainsbach und Haindling eingesetzt. Um diese Zeit erwarb Jörg Ettlinger den Hof Vogelsang. In Saulburg errichteten Jörg Ettlinger und seine Gemahlin Sibilla im Jahre 1569 einen neuen Wohnbau an der Westseite des alten Schlosses mit zwei Eckerkern im Renaissancestil. Die Anlage hat sich im wesentlichen bis heute erhalten. An den damaligen Anbau erinnert eine Marmortafel über dem Einfahrtstor „Jörg Ettlinger zum Haimhoff und Degernau Auff Saulburg und Sibilla Eine Geborne von Preckhendorff zum Hochenperg und Sigenstain sein Hausfrau. Anno Dni 1569 Gebautt“.
    Im selben Jahr kam es zwischen Jörg Ettlinger und den Hofmarksuntertanen zu heftigen Auseinandersetzungen um die Holzrechte, worauf in dem späteren Artikel „Weshalb es in Bayern Anfang des 16. Jahrhunderts keinen Bauernkrieg gab“ ausführlich eingegangen wird.
    Im Jahre 1584 geriet Ettlinger in Streit mit dem Hochstift Regensburg, weil er unberechtigt Zehent von zinspflichtigen Ackern Kirchrother Bauern einforderte und weil er den Kirchrothern untersagte, auf den Saulburger Donauwiesen wie bisher üblich, das Vieh zu weiden. Im Jahre 1589 starb Hofmarksherr Jörg Ettlinger. Er wurde in der Angerkapelle begraben. Da die beiden Ehen des Jörg Ettlinger kinderlos geblieben waren, kam es
    1590 - 1594 zu einer langen Erbauseinandersetzung zwischen der Witwe Sibilla Ettlingcr und dem Vetter Andreas Ettlinger. Auch hierauf wird in den späteren Beiträgen „Inventar des Schlosses Saulburg im Jahre 1590“ und „Wie Saulburg beinahe lutherisch geworden wäre“ ausführlich eingegangen.
    1595 - 1609: Andreas Ettlinger
    Auch die Zeit, in der Andreas Ettlinger Herr auf Saulburg war, war geprägt von häufigen Auseinandersetzungen. Es gab Streit mit dem seit 1594 in der Erzdechantei Pondorf amtierenden Erzdechant Dr. Adam Orth um die Wiederbesetzung der von Hans Ramsperger reich dotierten ewigen Messe in der Saulburger St. Ägidiuskapelle. Die Ettlinger Schloßherren hatten zwar das Besetzungsrecht auf das Benefizium, übten es aber nur gelegentlich aus, ließen meistens die ewige Messe vom Kaplan zu Pondorf oder einem anderen Geistlichen lesen und verwendeten die übrigen Stiftungseinkünfte für sich. Nun wollte der Pondorfer Kaplan Kaspar, ein Vetter des Erzdechants Dr. Orth, das saulburgische Ägidiusbenefizium für sich haben. Doch Andreas Ettlinger wies das Ansinnen des Kaplans entschieden zurück, zumal der Kaplan ein „stiller Reformator war“: Kaplan Kaspar war als Geistlicher verheiratet und hatte Kinder. Ein weiterer Vetter des Erzdechants, Paul Kremer, wurde vom damaligen Bischof von Regensburg, Prinz Philipp Wilhelm von Bayern, im Jahre 1597 präsentiert. Aber auch diesem verweigerte der Hofmarksherr das Benefizium und die Pfründe und ließ sich auch durch Androhung der Exkommunikation und schließlich des Kirchenbannes nicht einschüchtern. Der Ausgang des Streitfalles ist nach Josef Schlicht nicht überliefert (s. Schlicht, S. 40 ff.).
 

ALTARRAUM DER SAULBURGER SCHLOSSKAPELLE ST. ÄGIDIUS. Ein besonderes Kleinod des Saulburger Schlosses ist seine Schloßkapelle. Der Saulburger Hofmarksherr Joseph Albert von Matern ließ sie im Jahre 1754 errichten. Zwar ist der Name des Baumeisters nicht überliefert, doch vieles am Bau erinnert an den großen Rokokokünstler Johann Michael Fischer, z.B. der für Fischer charakteristische starke Kontrast zwischen einem reich durchgliederten Innenraum und dem überaus schlichten Außeren des Baues, dann gewisse Maßstäbe in der Raumproportionierung, der Wohlklang der Verhältnisse (vgl. „Die Kunstdenkmäler von Bayern, Bezirksamt Bogen“, S. 362). In dem eben genannten Werk wird die Saulburger Schloßkapelle als der eleganteste Rokokobau des ganzen Bezirks bezeichnet.
Die beiden Epitaphien des Stifterehepaares, des Joseph Albert Matern. von Septfontaine, Herr zu Saulburg, Churbayr. Generalmajor der Kavallerie und Kommandant der Waldreviere, und seiner Gemahlin Johanna Theodora von Matern de Septfontaine zu und auf Saulburg, geb. Gräfin. von Leiblfing auf Rhain und Laberweinting, im Chor der Kapelle werden dem Straubinger Künstler Matthias Obermayr zugeschrieben.

 
 
    „Nicht minder lebhaft ging es aber auch in der Zehentsache zu“ schreibt der Steinacher Schloßbenefiziat. Sehr unangebracht habe es Ettlinger empfunden, daß er gerade an dem Tag an dem er von der Beichte und dem Ablaß heimgekommen sei, vom Erzdechant aus Pondorf die Aufkündigung des gepachteten Zehents erhalten habe. Er werde und könne auf die Saulburger Zehenteinkiinfte nicht verzichten. Bezüglich der Religion habe er sich stets seinem adeligen Herkommen gemäß verhalten, was er von der Geistlichkeit in Pondorf ihrem priesterlichen Stand gemäß nicht sagen könne. Ein Untertan, nicht aber ein adeliger Landsasse, müsse bei seinem Pfarrer beichten. Die pondorfische Geistlichkeit sei fleißig beim Geldeinnehmen aber niemals beim Beichtehören. Er sei „Ihrer fürstlichen Durchlaucht Herzog Ferdinandi von Bayern Kämmerer“ und könne mit dessen Hilfe rechnen (Herzog Ferdinand gehörte einer Nebenlinie des Hauses Wittelsbach an. Sein Sohn Franz Wilhelm Graf von Wartenberg war von 1649 - 1661. Bischof in Regensburg). Im Oktober 1597 brachte der Pondorfer Erzdechant die Zehentsache vor die herzogliche Regierung in Straubing. Im Laufe der Ermittlungen wurden alle Orte, die zur ettlingerischen saulburgischen Hofmark gehörten, festgestellt. Es waren dies: Die einheimische Hofmark Saulburg beim Schloß und am Anger mit 33 Anwesen, dann die auswärtige Hofmark, nämlich Altenhof, Auenzell, auf der Freiheit (Frath), Durasdorf, Aufroth und Geßmannszell mit 66 Anwesen, insgesamt 104 Grund- und Gerichtsuntertanen.
    Als Ergebnis brachte die langwierige Verhandlung weder Gewinner noch Verlierer, stellt, Josef Schlicht abschließend fest (vgl. S. 46). Im Jahre 1609 starb Andreas Ettlinger hoch verschuldet. Die Hofmark Saulburg kam 1610 auf die Gant.
 

Gotischer Torbogen mit Durchgang zum alten Schloß

 

Häufiger Wechsel der Saulburger
Hofmarksherren seit dem 17. Jahrhundert

    1610 - 1614: Verkauf der Hofmark an das Bisturn Regensburg. Auseinandersetzungen zwischen Erben und Gläubigern.
    1615 - 1638: Hans Christoph von Ettling erhielt die Hofmark Saulburg durch oberrichterliche Entscheidung der Regierung in Straubing. Mit einem Darlehen der Stadtkammer Straubing zahlte er Schulden zurück. Im Jahre 1621 wurde ihm durch Herzog Maximilian (seit 1623 Kurfürst) das Recht, in seinem „Preuhauß“ Bier zu sieden, zu brauen und auszuschenken, bestätigt.
    1638 - 1642: Die Stadt Straubing ist im Pfandbesitz der Hofmark Saulburg.
    1642: Pankraz von Pürching kaufte den Schuldbrief der Stadt Straubing von 13400 Gulden und wurde Besitzer der Hofmark Saulburg.
    Hans Jakob Ettlinger erhob dagegen Einspruch.
    1647 (Vogl, 1658 Schlicht): Versteigerung der Hofmark Saulburg im Viztumhaus zu Straubing. Pankraz von Pürching erhielt den Zuschlag. Zum Versteigerungskomplex gehörten: das Schloß, das Bräuhaus, die Tafern (Wirtshaus), Schmiede, Miühle, Niedergerichtsbarkeit, das Scharwerk, die hohe und niedere Jagd, die Ehehaft, Badstube, Wälder, Felder, Wiesen. Weiher, Fischwasser u.a. Der neue Hofmarksherr baute 1648 einen neuen Pferdestall und Heustadel. Pankraz von Pürching starb kinderlos. Seine Frau Maria Martha verschied am 10. Juni 1664. Ihre Grabstätte in der Karmelitenkirche in Straubing befindet sich vor dem Sebastianialtar.

    1664 - 1708: Erbe der Hofmark Saulburg wurde Vetter Gottfried Adolf von Auer, kurfürstlicher Kämmerer und fürstbischhöflich freisingischer Pfleger zu Werdenfels, Reichsfreiherr vor Wink1 und Röhrnbach. Er erweiterte 1698 die Frauenkapelle am Anger zur Wallfahrtskirche Maria Hilf, in der sich auch sein Grab (Sterbejahr 1708) befindet. Ihm zur Seite liegt Reichsfreifrau von Auer, geb. Gräfin von und zu Lerchenfeld auf Köfering, gestorben 1710.

    1749: Franz Viktor Karl von Auer, Kämmerer seiner churfürstlichen Durchlaucht in Bayern, und seine Gemahlin Maria Theresia Genoveva, geb. von Weichs auf Falkenstein, stifteten am 31. Juli 1749 die Sazellanie Saulburg. 2.000 Gulden waren für die Kirche, wahrscheinlich für die Mariahilfkirche am Anger, bestimmt, 4.000 Gulden für den Sazellan, für den ein Einkommen von jährlich 390 Gulden vorgesehen war. Bald wurde die Stiftung dahingehend abgeändert. daß der Sazellan das Mittag- und Abendessen am herrschaftlichen Tisch einnehmen sollte und ein Jahresgehalt von 100 Gulden erhielt. Die Messe sollte nach Wunsch der Herrschaft gelesen werden. Wöchentlich hatte der Sazellan einen Tag frei. Er war nicht zur Seelsorge verpflichtet. Noch im Stiftungsjahr starb Franz Viktor Karl von Auer. Er liegt in der Angerkirche begraben. Seine Frau, 1762 verstorben, fand ihre letzte Ruhestätte in der Karmelitenkirche in Straubing.

    Um 1750 - 1760: Josef Albert Matern von Septfontaines, kurbayerischer Generalmajor und Kommandant im Waldrevier, kaufte die Hofmark Saulburg. Seine Gemahlin war Johanna Theodora, geb. Gräfin von Leiblfing auf Rain, Laberweinting und Habelsbach. Herr von Matern ließ im Jahre 1754 mit bischöflicher Zustimmung die alte Ägidiuskapelle am Halskragen der Burg abbrechen und im Hofinnern eine neue Schloßkapelle mit einem einzigen, dem heiligen Ägidius geweihten Altar im Rokokostil errichten. Von Matern erwarb für die Hofmark Saulburg vom Domkapitel Regensburg um 3.334 Gulden die Grunduntertanen in Aufroth, den Wastlhof, die Neumühle und das Spitzhaus.
    Im Jahre 1758 wurde durch fürstbischöfliche Anordnung eine Auseinandersetzung zwischen dem Erzdechant von Pondorf, Freiherrn Tänzl von Tratzberg, und Herrn von Matern beigelegt und entschieden, daß Taufe und Krankensalbung zur Pfarrkirche Pondorf gehörten, daß das Sanctissimum der Mariahilfkirche am Anger bewilligt werde, daß der Schloßkaplan nur mit Erlaubnis des Erizdechants Seelsorge in Saulburg ausüben dürfe und daß alle Einnahmen der Agidiuskirche der Pfarrkirche in Pondorf zustünden.
    Aus den Jahren 1754 und 1755 sind die Einnahmen und Ausgaben der beiden saulburgischen Kirchen erhalten. Spenden an die Kirchen (= Gottesberath) und Opferstockgelder ergaben 3.062 Gulden. Dieses Geld war gegen Zinsen an 52 Schuldner ausgeliehen in einer Höhe von 7 bis 592 Gulden (Bis ins 19. Jahrhundert fungierten Kirchen, besonders auch Wallfahrtskirchen gleichsam als Banken des Landes. Der Zinssatz betrug in der Regel fünf Prozent).
    Ausgaben entstanden regelmäßig beim Florianifest in der Angerkirche, nämlich für die neun Musiker aus Pondorf und für die vier Schullehrer aus Pondorf, Ascha, Münster und Wiesenfelden. Weitere Auslagen waren: an den Erzdechant für die vier Hochämter in Saulburg an Kirchweih, Floriani, Jakobi und Mariä Schnee, an den Schullehrer von Pondorf und an den Organisten bei allen anderen Ämtern in Saulburg. Den Organistendienst in Saulburg versah der Lehrer von Wiesenfelden.
    Im Jahre 1760 verstarb Josef Albert von Matern. Er liegt in der Ägidiuskirche begraben wie seine Frau, die 1781 verschied. Ihre Grabmäler befinden sich links und rechts an der Kirchenmauer. Auch eine ihrer drei Töchter, Maria Josefa, die 1770 starb, fand ihre letzte Ruhestätte in der Ägidiuskirche in Saulburg.

    1780 - 1808: Die jüngste Tochter des Josef Albert von Matern, Maria Adelheid von Matern. erbte die Hofmark Saulburg, Sie heiratete Franz Josef von Magerl, Reichsfreiherrn auf Wegleiten, Hag und Wiesenfelden, der bayerischer Hauptmann war. Im Jahre 1796 verstarb Herr von Magerl, seine Gemahlin im Jahre 1808. Beide fanden in der Angerkirche von Saulburg ihre letzte Ruhestätte. In seinem Testament bedachte Josef von Magerl seine fünf Kinder, nämlich seinen ältesten Sohn Albert von Magerl, dem er Schloß und Gut Saulburg vermachte, seinen jüngsten Sohn Friedrich und seine drei Töchter, dann seinen Bruder in WiesenfeIden mit Kindern, des weiteren die umliegenden Klöster, die Armen der Hofmark Saulburg und seine treuen Bediensteten.

Teil 3