Saulburg und seine Geschichte
Die Westendorfer (1482 - 1555)
Hofmarksherren in Saulburg
   
Hans Westendorfer ließ im Jahre 1484 das bewohnte 
Obergeschoß des Schlosses mit  Wandmalereien 
ausschmücken, von denen Schlicht detailliert berichtet 
(S. 37). Heute sind nur mehr spärliche Überreste 
erhalten. Hans Westendorfer wurde in Pondorf begraben, wie 
sein Grabstein von 1501 bezeugt.
   
1494: Beilegung von Differenzen zwischen Herzog Albrecht IV. 
und dem Regensburger Bischof Rupert II. wegen Saulburg.
   
1508 - 1520: Heinrich, Christoph und Ludwig, die 
Westendorfer zu Saulburg
   
Bernhard Westendorfer und Barbara
 
Die Ettlinger (1555 - 1638)
Hofmarksherren in Saulburg
   
1555 - 1589: Jörg Ettlinger heiratete Barbara, die 
Witwe des Bernhard Westendorfer. Die Hofmark Saulburg kam 
somit an die Ettlinger. Nach dem frühen Tod seiner 
Gemahlin Barbara ehelichte Jörg Ettlinger im Jahre 1566 
Sibilla Kastner, die Witwe des Gabriel Kastner, Hofmarksherr 
von Hainsbach und Haindling (Mit Gabriel Kastner war das 
Geschlecht der Kastner zu Hainsbach erloschen. Bekannt ist 
das Epitaph des Gabriel Kastner in der Haindlinger 
Wallfahrtskirche). Durch die Heirat mit Sibilla Kastner 
wurde Jörg Ettlinger für kurze Zeit als 
Pfandinhaber der Hofmarken Hainsbach und Haindling 
eingesetzt. Um diese Zeit erwarb Jörg Ettlinger den Hof 
Vogelsang. In Saulburg errichteten Jörg Ettlinger und 
seine Gemahlin Sibilla im Jahre 1569 einen neuen Wohnbau an 
der Westseite des alten Schlosses mit zwei Eckerkern im 
Renaissancestil. Die Anlage hat sich im wesentlichen bis 
heute erhalten. An den damaligen Anbau erinnert eine 
Marmortafel über dem Einfahrtstor Jörg 
Ettlinger zum Haimhoff und Degernau Auff Saulburg und 
Sibilla Eine Geborne von Preckhendorff zum Hochenperg und 
Sigenstain sein Hausfrau.  Anno Dni 1569 Gebautt.
   
Im selben Jahr kam es zwischen Jörg Ettlinger und den 
Hofmarksuntertanen zu heftigen Auseinandersetzungen um die 
Holzrechte, worauf in dem späteren Artikel 
Weshalb es in Bayern Anfang des 16. Jahrhunderts 
keinen Bauernkrieg gab ausführlich eingegangen 
wird.
   
Im Jahre 1584 geriet Ettlinger in Streit mit dem Hochstift 
Regensburg, weil er unberechtigt Zehent von zinspflichtigen 
Ackern Kirchrother Bauern einforderte und weil er den 
Kirchrothern untersagte,  auf den Saulburger Donauwiesen wie 
bisher üblich, das Vieh zu weiden. Im Jahre 1589 starb 
Hofmarksherr Jörg Ettlinger. Er wurde in der 
Angerkapelle begraben. Da die beiden Ehen des Jörg 
Ettlinger kinderlos geblieben waren, kam es
   
1590 - 1594 zu einer langen Erbauseinandersetzung zwischen 
der Witwe Sibilla Ettlingcr und dem Vetter Andreas 
Ettlinger. Auch hierauf wird in den späteren 
Beiträgen Inventar des Schlosses Saulburg im 
Jahre 1590 und Wie Saulburg beinahe lutherisch 
geworden wäre ausführlich eingegangen.
   
1595 - 1609: Andreas Ettlinger 
   
Auch die Zeit, in der Andreas 
Ettlinger Herr auf Saulburg war, war geprägt von 
häufigen Auseinandersetzungen. Es gab Streit mit dem 
seit 1594 in der Erzdechantei Pondorf amtierenden Erzdechant 
Dr. Adam Orth um die Wiederbesetzung der von Hans Ramsperger 
reich dotierten ewigen Messe in der Saulburger St. 
Ägidiuskapelle. Die Ettlinger Schloßherren hatten 
zwar das Besetzungsrecht auf das Benefizium, übten es 
aber nur gelegentlich aus, ließen meistens die ewige 
Messe vom Kaplan zu Pondorf oder einem anderen Geistlichen 
lesen und verwendeten die übrigen 
Stiftungseinkünfte für sich. Nun wollte der 
Pondorfer Kaplan Kaspar, ein Vetter des Erzdechants Dr. 
Orth, das saulburgische Ägidiusbenefizium für sich 
haben. Doch Andreas Ettlinger wies das Ansinnen des Kaplans 
entschieden zurück, zumal der Kaplan ein stiller 
Reformator war: Kaplan Kaspar war als Geistlicher 
verheiratet und hatte Kinder.
Ein weiterer Vetter des Erzdechants, Paul Kremer, wurde vom 
damaligen Bischof von Regensburg, Prinz Philipp Wilhelm von 
Bayern, im Jahre 1597 präsentiert. Aber auch diesem 
verweigerte der Hofmarksherr das Benefizium und die 
Pfründe und ließ sich auch durch Androhung der 
Exkommunikation und schließlich des Kirchenbannes 
nicht einschüchtern. Der Ausgang des Streitfalles ist 
nach Josef Schlicht nicht  überliefert (s. Schlicht, S. 
40 ff.).
 

ALTARRAUM DER SAULBURGER SCHLOSSKAPELLE ST. ÄGIDIUS. Ein 
besonderes Kleinod des Saulburger Schlosses ist seine 
Schloßkapelle. Der Saulburger Hofmarksherr Joseph 
Albert von Matern ließ sie im Jahre 1754 errichten. 
Zwar ist der Name des Baumeisters nicht überliefert, 
doch vieles am Bau erinnert an den großen 
Rokokokünstler Johann Michael Fischer, z.B. der 
für Fischer charakteristische starke Kontrast zwischen 
einem reich durchgliederten Innenraum und dem überaus 
schlichten Außeren des Baues, dann gewisse 
Maßstäbe in der Raumproportionierung, der 
Wohlklang der Verhältnisse (vgl. Die 
Kunstdenkmäler von Bayern, Bezirksamt Bogen, S. 
362). In dem eben genannten Werk wird die Saulburger 
Schloßkapelle als der eleganteste Rokokobau des ganzen 
Bezirks bezeichnet.
Die beiden Epitaphien des Stifterehepaares, des Joseph 
Albert Matern. von Septfontaine, Herr zu Saulburg, Churbayr. 
Generalmajor der Kavallerie und Kommandant der Waldreviere, 
und seiner Gemahlin Johanna Theodora von Matern de 
Septfontaine zu und auf Saulburg, geb. Gräfin. von 
Leiblfing auf Rhain und Laberweinting, im Chor der Kapelle 
werden dem Straubinger Künstler Matthias Obermayr 
zugeschrieben.
 
 
   
Nicht minder lebhaft ging es aber auch in der 
Zehentsache zu schreibt der Steinacher 
Schloßbenefiziat. Sehr unangebracht habe es Ettlinger 
empfunden, daß er gerade an dem Tag an dem er von der 
Beichte und dem Ablaß heimgekommen sei, vom Erzdechant 
aus Pondorf die Aufkündigung des gepachteten Zehents 
erhalten habe. Er werde und könne auf die Saulburger 
Zehenteinkiinfte nicht verzichten. Bezüglich der 
Religion habe er sich stets seinem adeligen Herkommen 
gemäß verhalten, was er von der Geistlichkeit in 
Pondorf ihrem priesterlichen Stand gemäß nicht 
sagen könne. Ein Untertan, nicht aber ein adeliger 
Landsasse, müsse bei seinem Pfarrer beichten. Die 
pondorfische Geistlichkeit sei fleißig beim 
Geldeinnehmen aber niemals beim Beichtehören. Er sei 
Ihrer fürstlichen Durchlaucht Herzog Ferdinandi 
von Bayern Kämmerer und könne mit dessen 
Hilfe rechnen (Herzog Ferdinand gehörte einer 
Nebenlinie des Hauses Wittelsbach an. Sein Sohn Franz 
Wilhelm Graf von Wartenberg war von 1649 - 1661. Bischof in 
Regensburg). Im Oktober 1597 brachte der Pondorfer 
Erzdechant die Zehentsache vor die herzogliche Regierung in 
Straubing. Im Laufe der Ermittlungen wurden alle Orte, die 
zur ettlingerischen saulburgischen Hofmark gehörten, 
festgestellt. Es waren dies: Die einheimische Hofmark 
Saulburg beim Schloß und am Anger mit 33 Anwesen, dann 
die auswärtige Hofmark, nämlich Altenhof, 
Auenzell, auf der Freiheit (Frath), Durasdorf, Aufroth und 
Geßmannszell mit 66 Anwesen, insgesamt 104 Grund- und 
Gerichtsuntertanen.
   
Als Ergebnis brachte die langwierige Verhandlung weder 
Gewinner noch Verlierer, stellt, Josef Schlicht 
abschließend fest (vgl. S. 46). Im Jahre 1609 starb 
Andreas Ettlinger hoch verschuldet. Die Hofmark Saulburg kam 
1610 auf die Gant.
 

Gotischer Torbogen mit Durchgang zum alten Schloß
 
 Häufiger Wechsel der Saulburger 
Hofmarksherren seit 
dem 17. Jahrhundert
   
1610 - 1614: Verkauf der Hofmark an das Bisturn Regensburg. 
Auseinandersetzungen zwischen Erben und Gläubigern.
   
1615 - 1638: Hans Christoph von Ettling erhielt die Hofmark 
Saulburg durch oberrichterliche Entscheidung der Regierung 
in Straubing. Mit einem Darlehen der Stadtkammer Straubing 
zahlte er Schulden zurück. Im Jahre 1621 wurde ihm 
durch Herzog Maximilian (seit 1623 Kurfürst) das Recht, 
in seinem Preuhauß Bier zu sieden, zu 
brauen und auszuschenken, bestätigt.
   
1638 - 1642: Die Stadt Straubing ist im Pfandbesitz der 
Hofmark Saulburg.
   
1642: Pankraz von Pürching kaufte den Schuldbrief der 
Stadt Straubing von 13400  Gulden und wurde Besitzer der 
Hofmark Saulburg.
   
Hans Jakob Ettlinger erhob dagegen Einspruch.
   
1647 (Vogl, 1658 Schlicht): Versteigerung der Hofmark 
Saulburg im Viztumhaus zu Straubing. Pankraz von
Pürching erhielt den Zuschlag. Zum 
Versteigerungskomplex gehörten: das Schloß, das 
Bräuhaus, die Tafern (Wirtshaus), Schmiede, 
Miühle, Niedergerichtsbarkeit, das Scharwerk, die hohe 
und niedere Jagd, die Ehehaft, Badstube, Wälder, 
Felder, Wiesen. Weiher, Fischwasser u.a. Der neue 
Hofmarksherr baute 1648 einen neuen Pferdestall und 
Heustadel. Pankraz von Pürching starb kinderlos.  Seine 
Frau Maria Martha verschied am 10. Juni 1664. Ihre 
Grabstätte in der Karmelitenkirche in Straubing 
befindet sich vor dem Sebastianialtar.
   
1664 - 1708: Erbe der Hofmark Saulburg wurde Vetter 
Gottfried Adolf von Auer, kurfürstlicher  Kämmerer 
und fürstbischhöflich freisingischer Pfleger zu 
Werdenfels, Reichsfreiherr vor Wink1 und Röhrnbach. Er 
erweiterte 1698 die Frauenkapelle am Anger zur 
Wallfahrtskirche Maria Hilf, in der sich auch sein Grab 
(Sterbejahr 1708) befindet. Ihm zur Seite liegt 
Reichsfreifrau von Auer, geb. Gräfin von und zu 
Lerchenfeld auf Köfering, gestorben 1710.
   
1749: Franz Viktor Karl von Auer, Kämmerer seiner 
churfürstlichen Durchlaucht in Bayern, und seine 
Gemahlin Maria Theresia Genoveva, geb. von Weichs auf 
Falkenstein, stifteten am 31. Juli 1749 die Sazellanie 
Saulburg. 2.000 Gulden waren für die Kirche, 
wahrscheinlich für die Mariahilfkirche am Anger, 
bestimmt, 4.000 Gulden für den Sazellan, für den 
ein Einkommen von jährlich 390 Gulden vorgesehen war. 
Bald wurde die Stiftung dahingehend abgeändert. 
daß der Sazellan das Mittag- und Abendessen am 
herrschaftlichen Tisch einnehmen sollte und ein Jahresgehalt 
von 100 Gulden erhielt. Die Messe sollte nach Wunsch der 
Herrschaft gelesen werden. Wöchentlich hatte der 
Sazellan einen Tag frei. Er war nicht zur Seelsorge 
verpflichtet. Noch im Stiftungsjahr starb Franz Viktor Karl 
von Auer. Er liegt in der Angerkirche begraben. Seine Frau, 
1762 verstorben, fand ihre letzte Ruhestätte in der 
Karmelitenkirche in Straubing.
   
Um 1750 - 1760: Josef Albert Matern von Septfontaines, 
kurbayerischer Generalmajor und Kommandant im Waldrevier, 
kaufte die Hofmark Saulburg. Seine Gemahlin war Johanna 
Theodora, geb. Gräfin von Leiblfing auf Rain, 
Laberweinting und Habelsbach. Herr von Matern ließ im 
Jahre 1754 mit bischöflicher Zustimmung  die alte 
Ägidiuskapelle am Halskragen der Burg abbrechen und im 
Hofinnern eine  neue Schloßkapelle mit einem einzigen, 
dem heiligen Ägidius geweihten Altar im Rokokostil 
errichten. Von Matern erwarb für die Hofmark Saulburg 
vom Domkapitel Regensburg um 3.334 Gulden die 
Grunduntertanen in Aufroth, den Wastlhof, die Neumühle 
und das Spitzhaus.
   
Im Jahre 1758 wurde durch fürstbischöfliche 
Anordnung eine Auseinandersetzung zwischen dem Erzdechant 
von Pondorf, Freiherrn Tänzl von Tratzberg, und Herrn 
von Matern beigelegt und entschieden, daß Taufe und 
Krankensalbung zur Pfarrkirche Pondorf gehörten, 
daß das Sanctissimum der Mariahilfkirche am Anger 
bewilligt werde, daß der Schloßkaplan nur mit 
Erlaubnis des Erizdechants Seelsorge in Saulburg  
ausüben dürfe und daß alle Einnahmen der 
Agidiuskirche der Pfarrkirche in Pondorf zustünden.
   
Aus den Jahren 1754 und 1755 sind die Einnahmen und Ausgaben 
der beiden saulburgischen Kirchen erhalten. Spenden an die 
Kirchen (= Gottesberath) und Opferstockgelder ergaben 3.062 
Gulden. Dieses Geld war gegen Zinsen an 52 Schuldner 
ausgeliehen in einer Höhe von 7 bis 592 Gulden (Bis ins 
19. Jahrhundert fungierten Kirchen, besonders auch 
Wallfahrtskirchen gleichsam als Banken des Landes. Der 
Zinssatz betrug in der Regel fünf Prozent).
   
Ausgaben entstanden regelmäßig beim Florianifest 
in der Angerkirche, nämlich für die neun Musiker 
aus Pondorf und für die vier Schullehrer aus Pondorf, 
Ascha, Münster und Wiesenfelden.  Weitere Auslagen 
waren: an den Erzdechant für die vier Hochämter in 
Saulburg an Kirchweih, Floriani, Jakobi und Mariä 
Schnee, an den Schullehrer von Pondorf und an den Organisten 
bei allen anderen Ämtern in Saulburg. Den 
Organistendienst in Saulburg versah der Lehrer von 
Wiesenfelden. 
   
Im Jahre 1760 verstarb Josef Albert von 
Matern.  Er liegt in der Ägidiuskirche begraben wie 
seine Frau, die 1781 verschied. Ihre Grabmäler befinden 
sich links und rechts an der Kirchenmauer. Auch eine ihrer 
drei Töchter, Maria Josefa, die 1770 starb, fand ihre 
letzte Ruhestätte in der Ägidiuskirche in 
Saulburg.
   
1780 - 1808: Die jüngste Tochter des Josef Albert von 
Matern, Maria Adelheid von Matern. erbte die Hofmark 
Saulburg, Sie heiratete Franz Josef von Magerl, 
Reichsfreiherrn auf Wegleiten, Hag und Wiesenfelden, der 
bayerischer Hauptmann war. Im Jahre 1796 verstarb Herr von 
Magerl, seine Gemahlin im Jahre 1808. Beide fanden in der 
Angerkirche von Saulburg ihre letzte Ruhestätte. In 
seinem Testament bedachte  Josef von Magerl seine fünf 
Kinder, nämlich seinen ältesten Sohn Albert von 
Magerl, dem er Schloß und Gut Saulburg vermachte, 
seinen jüngsten Sohn Friedrich und seine drei 
Töchter, dann seinen Bruder in WiesenfeIden mit 
Kindern, des weiteren die umliegenden Klöster, die 
Armen der Hofmark Saulburg und seine treuen Bediensteten.
 
Teil 3
 
